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Konzertkritik – 6. Sinfoniekonzert

Zitate

  • Trauer, Trost und himmlische Stimmen.
  • ⁠Höchst achtsame[r] Chor
  • Ätherisch schweben die Stimmen des Landesjugendchores über dem dunklen Orchestergrund
  • Selten hat man das Werk mit einer so präzisen Ausleuchtung der Dynamikverläufe erlebt
  • In den leisen Stellen schimmern die 80 Stimmen wie ein Traumgebilde. Wenn es jedoch im zweiten Satz um die Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit geht (»Denn alles Fleisch, es ist wie Gras«), dann steht der Klang wie eine Wand im Raum.
  • ⁠Ein wahrhaft beeindruckender Auftritt, eine große Gesamtleistung. Der Beifall fiel entsprechend enthusiastisch aus.
  • Man hört das selten, dass nach so einem Schlusssatz wie „Selig sind die Toten“ so lange eine so atemberaubend ehrfürchtige Stille beibehalten wird.

Zusammenfassung

Die jüngste Aufführung der Württembergischen Philharmonie in Zusammenarbeit mit dem Landesjugendchor Baden-Württemberg war ein bemerkenswertes Ereignis, das traditionelle Sinfoniekonzertformate überschritt und in die Welt der sakralen Musik eintauchte. Unter der Leitung des aufstrebenden polnischen Dirigenten Paweł Kapuła wurde den Zuhörern in der Reutlinger Stadthalle ein eindrucksvolles Programm dargeboten. Es umfasste die düstere Klangwelt Krzysztof Pendereckis bis hin zur ergreifenden Hoffnung und Trost bei Johannes Brahms’ „Ein deutsches Requiem“.

Der Abend begann mit einer Auswahl von Pendereckis Werken, darunter das „Lacrimosa“ aus dem „Polnischen Requiem“, welches die Sopranistin Marysol Schalyt und den Landesjugendchor BW in sphärische Höhen und melancholische Tiefen führte. Die instrumentalen Stücke, das Adagio aus Pendereckis dritter Sinfonie und die „Ciaconna für Streicher“, verliehen dem Konzert eine intensive emotionale Tiefe und wurden von Kapuła mit großer Präzision und Ausdruckskraft gestaltet.

Nach der Pause konnte der Landesjugendchor Baden-Württemberg im Brahms-Requiem seine volle stimmliche Bandbreite und dynamische Sensibilität unter Beweis stellen. Die von Johannes Brahms sorgfältig ausgewählten Bibeltexte, die zwischen Trauer und Trost schwankten, wurden mit beeindruckender Klarheit und Feinheit interpretiert, wobei sowohl die Solisten als auch der Chor eine außergewöhnliche Leistung zeigten. Der Bariton Äneas Humm und die Sopranistin Marysol Schalyt fügten sich nahtlos in das Gesamtbild ein und verstärkten die emotionalen Höhepunkte des Werkes.

Das Konzert endete in einer andächtigen Stille, die schließlich von langanhaltendem Applaus abgelöst wurde. Die Aufführung war nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch ein tiefes emotionales Erlebnis, das die Zuhörer in seiner Mischung aus Ernsthaftigkeit und Hoffnung nachhaltig beeindruckte. Der Auftritt des Landesjugendchors zeigte einmal mehr das hohe Niveau und die Vielseitigkeit dieses Ensembles, das selbst anspruchsvollste Werke mit Bravour meistert.

Quellen:
Landesjugendchor zu Gast bei Württembergischer Philharmonie Reutlingen, Armin Knauer, 29.04.2025, 12:15
WPR Sinfoniekonzert – Zum Sakralen hin, Martin Bernklau, 29.04.2025, 06:49

Stellprobe mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen